Diskussion Ortsentwicklung 2011

Will oder soll Nuthetal nochmals wachsen?

Angesichts der im Land beginnenden Diskussion um die künftige Verwaltungs- und Kommunalstruktur muss sich auch unsere Gemeinde entscheiden:

  • Will oder soll Nuthetal nochmals wachsen? Der neue Landesentwicklungsplan gibt uns hier gute Möglichkeiten.
  • Oder soll das Wachstum im „Speckgürtel“ nur in Potsdam oder anderen umliegenden Gemeinden stattfinden? Wie kann unsere Gemeinde dann trotz zurückgehender Zahlungen aus dem Finanzausgleich ihre Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger künftig finanzieren?
  • Kann die Gemeindepolitik mithelfen, günstigen Wohnraum auch für junge Familien zu erhalten oder neu zu schaffen? Bleiben unsere Kitas und Schulen trotz des demografischen Wandels ausgelastet und damit im Bestand gesichert?

Die SPD Nuthetal eröffnet die Diskussion und schlägt konkret ein moderates, den Ortscharakter wahrendes und ökologisch verträgliches Wachstum vor.

SPD Vorstandsmitglied Uwe Steffen. „Dabei geht es nicht darum, wie in den neunziger Jahren die Einwohnerzahl zu verdoppeln. Gefragt ist vielmehr ein moderater Zuwachs, der auch verkraftbar ist. Das stabilisiert auch das ortsnahe Angebot an Geschäften, Ärzte und Dienstleistern“. Der Leerstand und der häufige Wechsel der Geschäfte rund um den Marktplatz in Rehbrücke zeigt, dass wir mit stagnierenden Einwohnerzahlen nicht zufrieden sein können. „Damit schaffen wir auch die Voraussetzungen, unsere Schulen und Kitas auch in Zukunft auszulasten und zu erhalten“ so SPD-Ortschefin Monika Zeeb.

1. Baulandausweisung

Ausgangssituation

Die weitere Ausweisung von Bauland ist im Ortsteil Bergholz-Rehbrücke sehr umstritten. Hintergrund ist die Bautätigkeit in den 90er Jahren. Der Bau des Rehgrabengebietes und anderer, kleinerer Neubauprojekte (Gagfah-Siedlung, Kurzes End, Verdistr.) haben fast zu einer Verdoppelung der Bevölkerung geführt, verbunden mit Problemen der Integration der Neubürger.

2011 völlig veränderte Situation

14 Jahre nach Fertigstellung der Gartenstadt hat sich die Lage grundlegend geändert. Die Integration der Neubürger ist im Großen und Ganzen gelungen. Das Rehgrabengebiet gilt heute als lebens- und liebenswerter Teil Rehbrückes. Auch die „Alteingesessenen“ haben erkannt, dass z.B. die gute Struktur an Handelseinrichtungen, Gaststätten und Ärzten auch dem Bevölkerungszuwachs zu verdanken ist.

Warum macht die Ausweisung neuen Baulands Sinn:

  • Es gibt in Bergholz-Rehbrücke kaum Grundstücke für Bauwillige, insbesondere junge Familien
  • Im Vergleich zu Potsdam oder Kleinmachnow sind – trotz knapper Grundstücke – die Grundstückspreise noch relativ moderat
  • Die Nähe zur boomenden Stadt Potsdam führt dazu, dass auch auf dem Immobilienmarkt in Rehbrücke ein gewisser Druck entsteht. Durch die Entwicklungen in den letzten 20 Jahren hat Bergholz-Rehbrücke immer mehr Vorortcharakter für Potsdam eingenommen.
  • Die demographische Entwicklung wird auch in Nuthetal dazu führen, dass die Bevölkerung immer älter wird. Hierzu ist es notwendig, Vorkehrungen zu treffen und die Angebote gerade für ältere Menschen zu verbessern.
  • Wir haben die Möglichkeit, „Einfluss“ auf die demografische Entwicklung zu nehmen, indem wir Anreize für junge Familien mit Kindern setzen und deren Zuzug in unsere Gemeinde fördern. Hierzu gehört neben einer entsprechenden Infrastruktur (Ganztagsschule, Betreuungseinrichtungen, Kindergärten, Mehrgenerationenhaus) vor allem bezahlbare Grundstücke für den Eigenheimbau, die Familien mit Kindern Anlass geben, den Großstadtstress zu entfliehen und in Bergholz-Rehbrücke Wohnsitz zu nehmen.
  • Ein neues Baugebiet würde auch den Druck auf die „alten“ Teile Rehbrückes nehmen, Grundstücke zu teilen und damit den Baumbestand und die gewachsenen Strukturen zu zerstören

Als Vorbild können die Gemeinden Schwielowsee und Michendorf dienen. Insbesondere Michendorf ist wegen seiner Struktur (ein großer Ort und viele Dörfer) mit Nuthetal zu vergleichen. Allerdings hat Nuthetal (bzw. Bergholz-Rehbrücke) wegen seiner unmittelbaren Grenzlage zu Potsdam hier ein Alleinstellungsmerkmal.

Der Landesentwicklungsplan Engerer Verflechtungsraum (LEP) lässt weitere Baugebietsausweisungen grundsätzlich zu. Das Gemeindegebiet westlich der Autobahn (also Bergholz-Rehbrücke) gehört zum „Gestaltungsraum Siedlung“. In diesem Bereich soll sich nach Vorstellung des Landes die Entwicklung von Wohnsiedlungsflächen über den Eigenbedarf der Gemeinde hinaus vorrangig vollziehen.

Voraussetzung für eine Entscheidung für eine Baulandausweisung ist aber eine intensive Diskussion über die weitere bauliche Entwicklung in der Gemeinde. Diese soll mit dem vorgelegten Papier angestoßen werden. Ergebnis dieser Diskussion könnte die Verabschiedung eines baulichen Entwicklungsleitbildes bzw. ein geänderter Flächennutzungsplan (wenn notwendig) sein. In diesem Zusammenhang sind auch die unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Ortsteilen zu berücksichtigen. Die im vorliegenden Papier getätigten Äußerungen beziehen sich ausschließlich auf Bergholz-Rehbrücke.

Mögliches Bauland

In Betracht käme das Feld an der Wilhelm-Busch-Str. (zwischen Am Buschberg und Rehgraben), wobei zunächst mit der Randbebauung der Straßen Am Buschberg und Wilhelm-Busch-Str. begonnen werden könnte. Folgende Argumente sprechen für dieses Baugebiet:
– Verdichtung des Innenbereichs, Entwicklung „von innen nach außen“, Verbindung Rehgrabengebiet mit Bergholz,
– Infrastruktur (z.B. Busverbindung) besteht bereits,
– Nähe zu den Einzelhandelsdienstleistern und zum Ortskern.

Der LEP lässt aber noch weitere Möglichkeiten zu. Die Verwaltung sollte beauftragt werden, hier Vorschläge zu machen.

Art der Bebauung

– Entwicklung eines „Wohnparks“, wichtig ist überschaubare Dimension, die verkraftbar ist und keine Folgekosten (Kita- oder Schulneubau) verursacht/Situation aus den 90er Jahren muss vermieden werden.
– Vor allem sollte Bauland für Einfamilienhäuser zur Verfügung gestellt werden (verschiedene Größen, verschiedener Komfort, Angebot auch für „kleineren Geldbeutel“)
– Darüber hinaus könnte man auch nachdenken über:
– Verschiedene Wohnmodelle (genossenschaftliche Projekte, Mehrgenerationenprojekte, altengerechtes Wohnen)
– Energieeffizienzhäuser

2. „Erhöhung der Einnahmen“

– Erhöhung des gemeindlichen Anteils an der Einkommenssteuer durch Zuzug neuer Einwohner
– Erhöhung des Gewerbesteueraufkommens (Mehr Einwohner führen zu mehr Kunden und Kapazitäten durch Erhöhung der Kaufkraft)
– Mehreinnahmen bei den Grundsteuern
– Höhere Schlüsselzuweisungen/„Kopfpauschale“, soweit nicht durch Kreisumlage wieder „aufgefressen
Kurzfristig sind hier allerdings keine Einnahmen zu erzielen. Es handelt sich um mittel- bis langfristiger Effekte.

3. Mehrausgaben für Gemeinde müssen minimiert werden

– Kosten für Grundstücke, Bebauungsplan und Erschließung sind durch Entwickler zu tragen, Bsp.: Wohngebiet am Bahnhof Michendorf
– Sprungfixe Kosten durch den Bau neuer Schulen, Kitas. etc. müssen vermieden werden. Angesichts der demographischen Entwicklung geht es in Nuthetal ausschließlich darum, diese Einrichtungen in Zukunft auszulasten, um deren Bestand zu sichern.
– Langfristige Straßenbaulast könnte zu Mehrkosten führen, je nach „Qualität“ der durch den Entwickler neu gebauten Straßen. Hier ist auf Qualitätsstandards zu achten.

4. Fazit

Die Ausweisung von neuem Bauland in einer bestimmten Größenordnung könnte mittel- und langfristig zu einer Verbesserung der Haushaltssituation der Gemeinde Nuthetal beitragen. Gemeinden in der unmittelbaren Nachbarschaft gehen diesen Weg bereits. Jüngsten Zeitungsmeldungen zufolge wird die Gemeinde Schwielowsee fast 400.000 Quadratmeter Bauland ausweisen.

Uwe Steffen